Werkvertrag

Werkvertrag

Pacta sunt servanda

Verträge werden an einem grünen Tisch geschlossen und entfalten ihre Wirkung, wenn sich die Parteien nicht mehr grün sind!

Präambel

Sehr geehrte Damen und Herren,

lassen Sie mich einleitend ein paar Worte verlieren – wer mich kennt stöhnt jetzt sicher auf oder blättert gleich weiter, wer mich nicht kennt glaubt diesen einleitenden Worten und merkt erst später, dass ein „paar“ für mich ein relativer Begriff ist und relativ ist bekanntlicherweise ein relativer Begriff – bei mir ist eben alles etwas länger…
… so auch die Einleitung und alles was folgt auch!

Ich möchte mich Ihnen kurz (eigentlich lang und zwischen den Zeilen versteckt) vorstellen mein Name ist nicht all zu wichtig (abgesehen davon ziert er jedes Blatt).
Selbiges gilt für Titel und sonstiges schmückendes Beiwerk.

Schon in frühen Jahren, getrieben durch meine Familie (meine Strafe ein 3 facher Unternehmervater) beschäftigte ich mich mit dem Unternehmertum und der Selbstständigkeit.
Noch in der Lehrzeit begann mich mein Vater auf zukünftige Aufgaben vorzubereiten – Ähnliches habe ich auch mit Ihnen vor.

Unternehmer sein heißt Selbstständig sein!
Im Wort selbstständig stecken zwei Aussagen – Kernaussagen

SELBST und STÄNDIG – ein guter Unternehmer ist selbst und ständig mit allen Bereichen seines Unternehmens im Groben vertraut, investiert i.d.R. mehr Zeit als alle anderen und trägt das Risiko für sich und alle anderen.

Ein Unternehmer schließt Verträge, aus welchen sich Konsequenzen für Ihn, seine Angestellten und manchmal auch für scheinbar Unbeteiligte ergeben. Der Unternehmer muß sich zu jedem Zeitpunkt über fast alle dieser Konsequenzen im Klaren sein.

Ein Unternehmer (auch ein Kleiner) verfolgt ein Ziel, hat eine Vision.
Ein guter Unternehmer behält seine Ziele und Visionen für sich.
Floppt eine Idee und ist man zu zeitig an die Öffentlichkeit gegangen steht man im Mittelpunkt, muß sich rechtfertigen und kommt nicht dazu neue Visionen zu ersinnen.

Ohne Visionen kein Erfolg

Ein guter Unternehmer macht durch Taten auf sich aufmerksam – nicht durch Gesten.
Ein guter Unternehmer arbeitet aus der Deckung heraus und verblüfft alle Umherstehenden mit Ergebnissen.
Ein guter Unternehmer wird Erfolg haben – selbst in einem Bereich, in welchem es vor Konkurrenten wimmelt und alle mit dem gleichen Wasser kochen, wenn er hart genug arbeitet, über Ziele und Visionen Stillschweigen bewahrt, sauber und fair mit Geschäftspartnern umgeht, keine hochstaplerischen Zukunftsprognosen gibt und ständig bereit ist, seinen eben gefassten Plan zu verwerfen sich einer neuen Möglichkeit, welche sich gerade bietet, zu öffnen d.h.

nichts ist so alt wie der Plan von vor 10 Minuten.
Aus 1.000.000 angedachter Ideen lassen sich lediglich 10 verwirklichen alle anderen hätten u.U. dem Unternehmen geschadet.
In guter Unternehmer kennt das Risiko und wägt daher genau ab.
Ein guter Unternehmer denkt auch immer an seine Angestellten – denn die machen ja auch noch mit.

Ein typischer Angestellter jedoch (nicht das die was Schlechtes sind - naja) denkt an der Stelle, an welcher der Unternehmer eine Vision und deren mögliche Umsetzung im Kopf hat und sich Gedanken um sein Geschäft und dessen Fortbestehen macht, an sich und seinen Bauch, Tasche, Haus, Jacke, Hose…

Auch unter Angestellten kann und gibt es gute Unternehmer und die wiederum bringen das Unternehmen in welchem sie arbeiten voran, halten Ihrem Chef sozusagen die Stange, registrieren, tolerieren und vergelten den Kraftakt, welchen der Chef vollbringt – einfach nur, indem er die Plattform erhält, auf welcher sie stehen und gehen.

Warum erzähle ich das alles?

Einzig um die Frage zu stellen:

Sind sie ein typischer Angestellter?
Dann lesen sie besser nicht weiter denn alles, was jetzt folgt, wird sich Ihnen niemals erschließen.

Wie sie bereits unschwer erkennen konnten, geht es im weiteren Verlauf um Verträge.
Man beachte jedoch stets:

Pacta sunt servanda
Verträge sind gemacht, um sie einzuhalten!
Verträge werden an einem grünen Tisch geschlossen und entfalten ihre Wirkung, wenn sich die Parteien nicht mehr grün sind!
Wenn alles glatt läuft, braucht niemand einen Vertrag aber wann im Leben läuft denn bitte alles glatt?

Gestatten Sie mir eine kleine ganz persönliche Anekdote.

In jungen Jahren hörte ich meinen Vater über Werkverträge reden und dachte er wolle ein neues Werk bauen und ist noch seltener zu Hause.
Ich fragte ihn nach diesem Werk – er schaute mich ungläubig an und sagte: „Ich will kein neues Werk kaufen sondern eine Leistung verkaufen“ – ich verstand gar nichts.

Ein paar Tage später fragte mich mein Vater ob ich nicht Lust hätte sein Wagen zu waschen und mir damit etwas Geld zu verdienen.

„Vorher machen wir aber einen Vertrag“ – mein Vater brauchte immer und für alles einen Vertrag. Er war der Innbegriff einer Krämerseele, eines Pfennigfuchsers er gab niemals zu viel Geld aus – nicht mal für mich.

Zurück zum Vertrag…

„Wir schreiben rein, was deine Aufgabe ist und was meine Aufgabe ist – was soll in den Vertrag?“
Da ich meinen Vater kannte, zählte ich auf:

Bezahlung – pünktlich nach jeder WäscheEimer, Putzlappen stellt mein VaterWenn ich saugen soll, muss er den großen Industriesauger mitbringen sonst wird nicht gesaugt.Am Samstag nach 16:00 Uhr wasche ich nicht (Discovorbereitung) aber ich bekomme das Geld im Falle des Zuspätkommens meines Vaters trotzdem – für den Discobesuch – ich kann ja schließlich nicht dafür das mein Vater manchmal lange arbeitet.
Er gab mir den Zettel und fragte: „Fehlt was? – Denk genau nach und lass dir Zeit bis morgen.“

Am nächsten Tag fragte er mich nur noch: „Wie soll der Vertrag heißen? Werkvertrag oder Dienstvertrag?“
Ich ließ mir beide Sachen noch mal kurz erklären, verstand aber wieder nicht all zu viel und entschied mich für den Werkvertrag.
Aus den Erklärungen entnahm ich, dass es sich um ein abrechenbares Ergebnis handelt und das war es doch auch – Mein Vater wollte das Ergebnis sehen und mich dann bezahlen.

Schon am ersten Samstag traf es mich dann, mein Vater stellte mir einen alten Zementeimer hin, legte ein Bettlaken daneben aber kein Waschzusatz.
Ich nahm also den Gartenschlauch und reinigte den Wagen mit kaltem Wasser.

Mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden zahlte mir mein Dienstherr an diesem Samstag nicht den vollen ausgehandelten Betrag.

Am nächsten Samstag traf es mich dann wieder.
Ich hatte mir von meiner Dienstherrin zur Sicherheit einen Eimer, Schwamm, und Fit geben lassen, im Waschzuber in der Waschküche hatte ich schon im Vorfeld warmes Wasser bereitet und wusch nun also den Wagen. Als ich dann Saugen wollte, stellt ich fest, dass sich der Sauger zwar im Kofferraum befand aber der Saugschlauch fehlte.
Auch an diesem Samstag erhielt ich nicht die volle Bezahlung.

Am darauffolgenden Samstag traf es mich dann besonders hart.
Der Wagen war da, das Wasser stand bereit, der Sauger stand im Keller und funktionierte, ich wartete also, gegen 15:00 Uhr erschien mein Vater zu Hause.
Gut dachte ich, in 1 Stunde schaffst du das.
Als ich jedoch in das Innere des Wagens blickte, stellte ich fest, dass es voller Gehwegplatten war.
Also machte ich mich bei, die ca. 1 Mio. Tonnen Gehwegplatten aus dem Auto zu räumen, es zu saugen und die Platten wieder in den Wagen zu legen. Der Discobesuch fiel an diesem Samstag aus – ich erhielt zwar die volle Bezahlung aber ich war todmüde.

Es ging einige Wochen so weiter, mal fehlte der Strom im Wirtschaftsgebäude zum Saugen, ein anderes Mal war das Wasser abgestellt, wieder ein anderes Mal war der Wagen mit Zement oder Teer verschmiert und ich brauchte die 5fache Zeit – alles für das gleiche Geld…

Alles Sachen, welche ich nicht vertraglich ausgehandelt und abgesichert hatte.

Übrigens, ich habe fast nie die volle Bezahlung eingestrichen und wenn dann nur mit zusätzlicher Anstrengung.

Aber Lehrgeld (oder sollte es besser Leergeld heißen) habe ich jedes Mal gezahlt.

Sie merken, ein Unternehmer oder einer der es werden will/soll muß ständig mit dem Schlimmsten rechnen und auf das Beste hoffen.

Im Übrigen, DEN wasserdichten Vertrag gibt es nicht aber viele Möglichkeiten, über die man stolpern kann.

Da ich weder Fachjurist bin, noch die Weisheit mit der groben Kelle bekommen habe, bitte sie eines zu bedenken:

Alle folgenden Ausführungen beanspruchen nicht den Status der Vollständigkeit, sie basieren vielmehr auf Erfahrungen und werden in loser Folge durch Zitate und Querverweise untermauert.
Das eine oder andere Beispiel habe ich ebenfalls versucht mit einzubringen.

Als ehemaliger Dozent, Händler mit Dienstverschaffungsverträgen, Elektromeister, Netzwerktechniker und nicht zuletzt als Sohn meines Vaters kann ich zu allen Vertragsformen zumindest grobe Angaben machen und auf Klippen und Hürden hinweisen.

Eines steht jedoch außer Frage - wenn sie kein Unternehmertyp sind - beschäftigen sie sich erst gar nicht mit den folgenden Ausführungen – sie werden mehr Schaden als Nutzen einfahren.

So – Nun aber los!!!